MHP Hotelgruppe will außerhalb der DACH-Region wachsen
Die MHP Hotelgruppe steht kurz vor der Eröffnung des Luxushotels Koenigshof in München. Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen für künftige Engagements außerhalb der DACH-Region. Wir sprachen mit Jörg Frehse (Foto), Gründer und CEO von MHP, über die Zukunftspläne.
Die Familie Inselkammer hat die MHP Hotel AG als künftigen Betreiber des Koenigshofs ausgewählt. Wie konnten Sie sich gegen das Bewerberfeld durchsetzen?
Jörg Frehse: Als Münchner Unternehmen lag uns natürlich viel an dem Projekt. Die neuen Eigentümer waren auf der Suche nach einem möglichst langfristigen Pachtvertrag in Kombination mit einer variablen Komponente und einer internationalen Luxusmarke. Dank unseres Teams und unserer Historie haben wir uns inzwischen eine gewisse Reputation aufgebaut und bekommen daher auch renommierten Marken wie etwa von Hilton oder auch Marriott im Franchise. Es hat also gepasst, aber am Ende hat es sicherlich auch eine Rolle gespielt, dass wir mit dieser Konstellation eine Münchner Lösung hinbekommen haben.
Der Koenigshof verfügt nur über 106 Zimmer. Ist das eine optimale Größe?
Zu der Gesamtimmobilie zählen neben den zukünftigen Hotelflächen auch noch sehr erfolgreiche Retailflächen im untergeschossigen Stachus-Einkaufszentrum und auch eine dreigeschossige Tiefgarage. Wir für unseren Teil werden mit unserem Konzept unter der Marke "The Luxury Collection" primär auf den internationalen Hotelgast abzielen, der eine hohe Zahlungsbereitschaft für unser hochwertiges Angebot hat. Im Zimmerbereich denken wir etwa an die US-amerikanischen, aber auch an die arabischen Gäste, die sich im Sommer länger einmieten und bei denen München auch als Medizinstandort ein hohes Ansehen genießt. Mit unserem Gastronomiebereich möchten wir neben unseren Hotelgästen aber natürlich auch die Münchner ansprechen.
Wie zuversichtlich sind Sie, dass der Koenigshof rechtzeitig zur EM öffnen wird?
Sehr zuversichtlich, auch wenn ich mich nicht auf einen Eröffnungstermin festnageln lassen möchte. Aktuell laufen noch die verschiedenen Brandschutzabnahmen, ein Thema, was bei diesem Gebäude mit seinem offenen Atrium alles andere als trivial ist. Mit unserem Hotelteam und unserem Setup wären wir aber in der Lage, das Hotel noch vor der EM zu eröffnen, und ich sehe derzeit auch keine dunklen Wolken am Horizont.
Im vergangenen Jahr haben die von MHP betriebenen Hotels zusammen fast 140 Millionen Euro umgesetzt. Für wie viel Umsatz wird künftig der Koenigshof stehen?
Sicherlich in einer Größenordnung von stabilisiert über 30 Millionen Euro pro Jahr.
Die Landesbank Baden-Württemberg hat verkündet, dass MHP der Betreiber des neuen Hotels am Schlossgarten in Stuttgart werden soll. Wann wird das Hotel eröffnet?
Aktuell laufen die Vertragsverhandlungen für den Betreibervertrag noch. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir diesen möglichst bald im zweiten Quartal 2024 fixiert haben. Das Hotel selbst ist Teil einer großen Quartiersentwicklung. Der Architektenwettbewerb ist nahezu abgeschlossen, 2027 dürfte dann die Hotel-Eröffnung anstehen.
MHP betreibt nicht nur Hotels als Franchisenehmer bekannter Marken, sondern hat mit "Mooons" eine eigene Hotelmarke erworben. Welche Pläne verfolgen Sie hier?
Mit Mooons möchten wir eine Marke betreiben, die auch außerhalb der Kettenhotellerie erfolgreich ist. Zunächst galt es, das bestehende Hotel in Wien zu übernehmen, mitten in der Pandemie 2021 zu eröffnen und anschließend zu stabilisieren. Parallel dazu haben wir ein eigenes Vertriebssystem und Managementsystem aufgebaut. Wir sind also bereit für den nächsten Schritt und sind aktiv auf der Suche nach passenden Objekten für weitere "Mooons" Hotels.
MHP ist an der Börse gelistet und daher hinsichtlich der Zahlenwelt extrem transparent. 2022 lag das EBITDA bei bescheidenen 700.000 Euro. Was sind die Gründe für das niedrige Ergebnis?
Zunächst einmal war der Börsengang als Antwort auf Corona der absolut richtige Schritt. Ein Booster für unsere Reputation und natürlich auch für unsere Kapitalausstattung. Seit dem Börsengang konnten wir so unser Portfolio verdoppeln. Allerdings ist mit der Übernahme neuer Hotels und Hotelprojekte auch immer ein Sondereffekt in Form von Einmalinvestitionen verbunden. Allein 2022 haben wir mit dem Autograph Collection Hotel Luc in Berlin, dem JW Marriot Frankfurt und dem Basel Marriott Hotel drei Hotels nach umfassender Repositionierung wiedereröffnet, die sich auch heute noch in der Anlaufphase befinden. Auch mussten wir für 2022 Rückstellungen für die drohende Rückforderung von Subventionen in Österreich bilden. Das erste Quartal war zudem noch von der Corona-Pandemie geprägt, so dass wir mit dem EBITDA in Summe zufrieden sind. Grundsätzlich hat sich aber auch der Hotelmarkt in Deutschland konjunkturell und im Vergleich zum europäischen Ausland nicht so entwickelt wie ursprünglich prognostiziert.
Und als Antwort darauf wächst MHP jetzt auch außerhalb der DACH-Region?
Ja, wir werden diesen Schritt gehen und sind aktiv auf der Suche nach passenden Objekten etwa in Standorten wie Paris, London, Prag oder auch Amsterdam, um nur einige Beispiele zu nennen. Wir haben uns schon wiederholt um Standorte außerhalb der DACH-Region beworben, sind aber noch nicht zum Zuge gekommen.
Wo sehen Sie die MHP Hotelgruppe im Jahr 2030?
Bis dahin möchten wir die 500 Millionen Umsatzmarke zumindest in den Blick nehmen. Aber wir wollen opportunistisch und klug wachsen. Wir vier MHP Gründer sind zu einem hohen Maße selbst in das Unternehmen investiert, was sich auch nicht geändert hätte, wenn wir im Rahmen der eigentlich für Anfang 2022 geplanten Kapitalerhöhung noch weitere Investoren ins Boot geholt hätten. Es geht uns also nicht nur um das reine Wachstum, sondern auch um eine nachhaltige Profitabilität.
Zur Person: Vor seiner Zeit als Gründungspartner und CEO der MHP Hotel AG leitete Jörg Frehse unter anderem die Hotelentwicklung der Arabella Sheraton Hotelmanagement GmbH und war innerhalb der Arabella Hotel Holding International zudem für das Projektmanagement der Schörghuber-eigenen Hotelimmobilien und -liegenschaften verantwortlich. Zuvor war Jörg Frehse als Consultant für die börsennotierte Roland Berger Beteiligungstochter BMP AG tätig.
Das Gespräch führte Pascal Brückmann