BWH Hotels zwischen Umsatzplus und steigenden Kosten
Rund 200 Hoteliers aus Central Europe diskutierten bei der ersten paneuropäischen Convention der BWH Hotels über die aktuelle Herausforderungen: steigende Kosten, Mindestlohn, und geopolitische Unsicherheiten mit Auswirkungen auf den Geschäftsreisemarkt – aber auch Chancen durch verbesserten Direktvertrieb und intelligentes Marketing.

BWH
Beim Jahrestreffen der BWH Hotels wurde über Chancen und Herausforderungen diskutiert
Carmen Dücker und Marcus Smola, Geschäftsführer der BWH Hotels Central Europe, eröffneten die Convention mit einem ehrlichen Blick auf den Status quo: Der Jahresauftakt verlief bei der sich im Eigentum der angeschlossenen Hotels befindlichen Hotelgruppe mit einem moderaten Umsatzplus von 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr "ordentlich", so Smola. Doch es gäbe regionale Unterschiede – nicht alle Hotels profitierten gleichermaßen, an einigen Orten würde es auch nicht so gut laufen.
Die Branche bleibe unter Druck. Die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse der Hoteliers liegen weiterhin hinter den Vor-Pandemie-Werten, vor allem wegen der stark gestiegenen Kosten in nahezu allen Bereichen. "Wir müssen differenzierter hinschauen. Umsätze allein sagen wenig – entscheidend ist, was am Ende übrig bleibt", mahnt Smola. Die Zentrale müsse noch gezielter daran arbeiten, ihre Partnerhotels zu entlasten.
Zwischen Kostendruck und Hoffnung auf Senkung der Mehrwertsteuer
Christoph Unckell, Geschäftsführer des Best Western Premier Hotel Rebstock in Würzburg, bringt es zum Auftakt der Tagung auf der Podiumsdiskussion wie folgt auf den Punkt: "Die Umsätze sind nicht das Problem – die Kosten sind es." Vor allem der geplante Mindestlohn bereitet neue Sorgen. "Wenn ungelernte Kräfte 15 Euro verdienen, was zahlen wir dann unseren Fachkräften?" Die Entlastung durch die reduzierte Mehrwertsteuer auf Speisen sei zwar hilfreich, reiche aber nicht aus, um die Reinvestitionsfähigkeit der Betriebe zu sichern. Hinzu komme beispielsweise in Würzburg die steigende Bettenanzahl, die seit 2019 im Stadtgebiet um 25 Prozent gewachsen sei. Logischerweise nehme damit der Preisdruck zu, besonders durch den starken Zuwachs von Budget-Ketten.
Weiter große Chancen mit der Kombination aus Individualität und starker Marke
Carmen Dücker sieht dennoch unverändert Potenziale und Chancen, denn die Basis bei BWH sei nach wie vorher hervorragend. "Die Kombination aus der Individualität eines Privathotels und der Schlagkraft einer etablierten Marke bleibt unser Erfolgsrezept". Dennoch sei es gerade schwierig, langfristige Prognosen zu treffen. Die geopolitische Lage beeinflusse vor allem das Firmengeschäft. Zölle, politische Unsicherheiten oder Handelsbarrieren könnten die Geschäftsreisen empfindlich treffen. "Ich sehe keine dunkle Wolke, aber wir müssen gewappnet sein", fasst Dücker die Stimmung zusammen.
Ein zentrales Thema bleibt die Bindung der Hoteliers an BWH: Trotz vieler Neuzugänge sei die Abwanderung von Hotels – unter anderem wegen Umnutzung zu Flüchtlingsunterkünften – ein Problem. Schon Anfang März hatte die BWH-Geschäftsführung über diesen Sondereffekt gegenüber Hotel vor9 berichtet. Daher sei es umso wichtiger, alles dafür zu tun, dass die Hotels dauerhaft im BWH-Verbund bleiben. "Schließlich brauchen wir die Power von möglichst vielen Betrieben", so Smola. Künftig soll daher das so genannte Pro-Konzept implementiert werden. Ein dedizierter Relationship-Manager wird dann von der Zentrale aus exklusiv die Mitgliederhotels betreuen, um deren Zufriedenheit besser als bisher zu gewährleisten.
Digitalisierung und Direktvertrieb in der Diskussion
Ein weiterer Schlüsselbereich kam bei der Tagung zur Sprache: Das Online-Marketing. Marketingchef Alexander Birk gewährte Einblicke in die Arbeit seines Teams und berichtete, dass man im Schnitt für jeden eingesetzten Euro im BWH-Marketing einen ROI von rund zehn Euro Umsatz erzielen würde. 2025 soll der Direktumsatz über die Website www.bestwestern.de erstmals die 20-Millionen-Euro-Marke überschreiten.
Doch Birk blickt weiter voraus: "In fünf Jahren spielen die Trefferlisten bei Google wahrscheinlich kaum noch eine Rolle. Dann entscheidet die Künstliche Intelligenz, welche Hotels sichtbar sind, weil sie direkt die konkrete Antwort auf die Nutzerfrage liefert.“ Entscheidend sei daher die Qualität der Inhalte und Daten, mit denen KI-Systeme ab sofort gefüttert würden – eine neue Herausforderung, auf die sich die Hotelgruppe von nun an einstellen will und muss.
Dazu gehört auch, dass man bei BWH auf technischer Ebene investiere: Eine neue, vereinfachte Buchungsstrecke soll das Nutzererlebnis für die Endverbraucher schon in Kürze verbessern. Derzeit seien die Kunden zu oft überfordert mit der Fülle an Optionen. Das neue System will Übersicht schaffen – bei gleichbleibender Auswahlvielfalt.
Pascal Brückmann