Was tun mit Blaumachern? Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung
Ein Mitarbeiter meldet sich in bestimmten Abständen immer wieder krank, es scheint, als sei er nicht wirklich krank. Manche Chefs meinen, da könne man nichts machen. Doch, Führungskräfte sollten unbedingt eingreifen, sagt Personalberaterin Svenja Faber (Foto). Das bedeute nicht, gleich den arbeitsrechtlichen Hebel anzulegen. Zuvor sind viele kleine Schritte möglich, die oft schon zur Lösung führen.

Leonie Lorenz
Svenja Faber ist Geschäftsführerin der Personalberatung Köhn & Kollegen in München
Warum sollte man Blaumacher nicht einfach gewähren lassen? Svenja Faber aus der Geschäftsführung von Köhn & Kollegen beantwortet die Frage mit einer kleinen Parabel: "Wenn in einem Korb Äpfel einer faul ist, werden schnell auch die anderen schlecht. Das heißt: Die Kollegen bekommen das Gefühl, es komme gar nicht darauf an, was einer leistet. Das demotiviert sie. Leicht passiert es dann, dass sie sich ebenfalls bei passender Gelegenheit krankmelden, ohne wirklich krank zu sein." Deshalb ist auch das Argument der Zauderer, ein offenes Gespräch könne den Blaumacher veranlassen zu kündigen, nicht überzeugend. Ja, die Personalsituation ist kritisch, aber einen Blaumacher gewähren zu lassen, kann alles noch schlimmer machen.
Im ersten Gespräch herausfinden, was hinter dem Blaumachen steckt
Doch im ersten Gespräch geht es auch gar nicht darum, den Blaumacher streng zurechtzuweisen. "Zunächst heißt es herauszufinden, was bei dem Mitarbeiter Sachlage ist. Man darf ihn nicht vorverurteilen, man sollte sachlich argumentieren und sich vorher die konkreten Zahlen aus der Personalabteilung zu besorgen. Es geht vor allem darum, ihm zu verstehen zu geben, dass einem seine häufigen Krankheitstage auffallen. Das allein hat oft schon die gewünschte Wirkung", sagt Faber. Ebenfalls wichtig ist, zu erklären, welche Wirkung die Krankheitstage auf die Kollegen haben.
Bei privaten Problemen Hilfe anbieten
In vielen Fällen öffnen sich der Kollege schon im ersten Gespräch. Manchmal, gerade bei internationalen Mitarbeitern, stellt sich heraus, dass ein persönliches Problem dahintersteckt, dass etwa ein Verwandter erkrankt ist. Dann gilt es, das Problem mit der Expertise und den organisatorischen Möglichkeiten der Einrichtung zu lösen. "Es ist ein Trugschluss, dass es viele Menschen gibt, die die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ausnutzen. In 80 bis 90 Prozent lässt sich das Problem aus der Welt räumen."
Emotionen zügeln im Gespräch mit echten Blaumachern
Auch wenn die Führungskraft überzeugt ist, dass es sich bei einem Blaumacher um einen echten Blaumacher handelt, sollte sie das Gespräch führen. "Man muss nämlich auch arbeitsrechtlich diesen ersten Schritt gehen", sagt Faber. "Ganz wichtig ist dabei, die eigenen Emotionen rauszunehmen, damit das Gespräch nicht entgleist. Ein Tipp: Die Personalabteilung anrufen und fragen, wie man ein solches Gespräch am besten führt. Ohnehin ist es ratsam, die Personaler bei echten Blaumachern gleich einzubeziehen. Dann sind sie auch gleich im Bilde, sollte der Fall einen arbeitsrechtlichen Weg nehmen."
Sich von der Personalabteilung und Chat GPT unterstützen lassen
Führungskräften, die mit Kritikgesprächen wenig vertraut sind, rät Faber auch, einfach mal mit Chat GPT zu üben: "Man schildert die Situation so konkret wie möglich und fragt, wie man sich darauf am besten vorbereiten kann. Die KI geht dann in Dialog mit einem und fragt auch nach Information, die ihr noch fehlt für eine sinnvolle Antwort."
Ob echter Blaumacher oder nicht: "Es ist wichtig, das Gespräch nachzuhalten und ein Folgegespräch mit vier bis sechs Wochen Abstand zu vereinbaren, um zu sehen, ob sich die Situation verbessert hat."
Kirsten Gaede