Ein Hotel ohne Vorgesetzte führen
Die 36-jährige Noëmie Ruckstuhl (Foto) leitet das Hotel Sunstar Pontresina im Schweizer Kanton Graubünden. Das Besondere dort: Man arbeitet in einer flachen Hierarchie ohne Vorgesetzte. Das Feedback der Gäste ist durchweg positiv und laut Ruckstuhl funktioniert das Konzept gut. Doch es waren auch einige Hürden zu überwinden.
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Bevor die neue Arbeitsorganisation eingeführt wurde, gab es eine breite Diskussion: "Als Erstes haben wir unsere Werte definiert, nach denen wir arbeiten wollen: Mut, Verantwortung, Selbstbestimmung und Echtheit", erzählt Noëmie Ruckstuhl im Interview mit dem Schweizer Portal HTR. Danach wurde im Team besprochen, was diese Werte für den Betrieb bedeuten und wie sie in den Arbeitsalltag integriert werden können. In der Praxis bedeutet dies: Es gibt keine Vorgesetzten, sondern Verantwortlichkeiten. "Jeder kann Verantwortung übernehmen. Bei uns erhalten deshalb alle Mitarbeitenden den gleichen Grundlohn. Je nach Ausbildung, Alter, Erfahrung sowie Verantwortung gibt es Zuschläge", so Ruckstuhl.
Es mussten einige Anpassungen vorgenommen werden
Einige der im Vorhinein getroffenen Annahmen trafen nicht zu, beispielsweise der Zeitaufwand für bestimmte Aufgaben. Deswegen wurde die Entlohnung für Zusatzaufgaben neu geregelt. Es wurden auch Checklisten für bestimmte Aufgaben eingeführt. Zum einen, weil einige Mitarbeiter sich mehr Struktur wünschten, zum anderen, weil jeder die Arbeit auf seine eigene Art und Weise macht und deswegen ein roter Faden fehlt. Ruckstuhl meint, dass diese Art der Selbstorganisation sich bei Neueröffnungen leichter einführen lässt als bei bestehenden Traditionshäusern. "Aber es braucht vor allem ein neues Mindset und viel Willen. Diese beiden Attribute sind wichtiger als die Größe oder der Standard des Hotels" erklärt Noëmie Ruckstuhl.