Wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit die Hotels verändern
Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind zwar nicht neu, aber die dynamische Entwicklung eröffnet der Hotellerie neue Chancen und stellt sie gleichzeitig vor neue Aufgaben. Dies zeigte die Veranstaltung "Redebedarf" in Frankfurt des Vertriebsspezialisten Quality Reservations, auf der Experten über Megatrends diskutierten, die die Hotellerie auf Dauer verändern werden.
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Die Digitalisierung zählt nicht zu den vom Zukunftsinstitut ausgewiesenen Megatrends, sie ist jedoch Bestandteil fast aller Entwicklungen, sei es bei der Individualisierung, Globalisierung, Sicherheit, Mobilität, Neo-Ökologie und Nachhaltigkeit.
Nur wer mitspielt, kann gewinnen
Jochen Rathei ist bei der Dertour Group Director von DER Business Solutions, wo das Hotel- und Mice-Geschäft für Unternehmenskunden gebündelt ist. Er berichtet, dass die administrativen Ansprüche der Kunden, was die Abwicklung der Geschäftsvorgänge anbelangt, tief in die Abläufe eines Hotels eingreifen. Es gebe die Forderung, dass der "End-to-end-Prozess", der bisher Recherche, Buchung, Umsetzung und Bezahlung einer Veranstaltung umfasste, erweitert wird.
Die Kunden erwarteten nach der Bezahlung die Bereitstellung der relevanten Veranstaltungsdaten, so dass eine Kontierung und Archivierung durch die Buchhaltung automatisiert vorgenommen werden kann, also de facto "End-to-end-to-archiv". Die Konsequenz liegt auf der Hand: Nur Hotels, die diese Services anbieten, werden am Geschäft mit größeren Kunden auf Dauer teilhaben können. Rathei berichtet, dass DER Business Solutions für das laufende Jahr 9.986 Hotelverträge verhandelt habe. Und per anno werden 3.000 bis 4.000 Veranstaltungen abgewickelt.
Technologie erleichtert es, auf eigenen Beinen zu stehen
Annett Strobel ist geschäftsführende Direktorin und Prokuristin des Hotels First Inn Zwickau. Lange Zeit war das Hotel mit dem Branchenriesen IHG liiert. Vor ein paar Jahren hat sie den Vertrag aufgelöst, weil sie der Überzeugung war, als Individualhotel besser aufgestellt zu sein. Sie optimiert viele Prozesse des Vier-Sterne-Hotels mit 128 Zimmern während des laufenden Betriebs, wobei die Digitalisierung eine enorm wichtige Rolle spielt.
Dabei hat Strobel die Bedürfnisse der Mitarbeiter und Gäste im Blick. Sie sagt: "Die genaue Beleuchtung der Arbeitsprozesse und Gästewünsche ist essenziell, um individuelle, richtige Lösungen zu finden". Hotels, die sich wie ihr Haus von einer Kette lösen wollen, rät sie zu einer gründlichen Vorbereitung, insbesondere was die technische Seite anbelangt. Denn von jetzt auf gleich sei man von allen Systemen und Kanälen abgeschnitten und müsse beispielsweise den Online-Vertrieb und Marketing selbst organisieren. Das sei aus dem Stand keine leichte Aufgabe.
Kai Gehrmann ist bei H World International und deren Tochtergesellschaft Steigenberger unter anderem für das Franchisegeschäft in Europa und die Hotels in Nordafrika zuständig. Digitalisierte Prozesse würden im Unternehmen je nach Hotelsegment eingeführt, weil die Wünsche der Zielgruppen unterschiedlich seien, berichtet Gehrmann.
Digitalisierung sei also kein Selbstzweck. "Am Ende des Tages müssen wir durch die Digitalisierung wirtschaftlicher werden", so Gehrmann. H World International umfasst 10.300 Hotels und welchen Stellenwert die Digitalisierung hat, verdeutlicht die Sicht von Firmengründer Ji Qi. Er sieht das Unternehmen als "Digital and Tech Company".
Nachhaltigkeit ist ein Dauerbrenner
Nachhaltigkeit ist ein Megatrend, der schon lange da ist, bleiben wird und stark mit anderen Trends verwoben ist, etwa Digitalisierung, Mobilität, Individualisierung, Globalisierung und Gesundheit. Für Frieder Olfe ist das Thema ein Kern seiner Arbeit. Der Head of Sustainability Technology beim Reiseveranstalter TUI ist dort dafür verantwortlich, den ökologischen und sozialen Fußabdruck der IT zu verringern. Er sagt: "Ich begeistere mich für die sogenannte Twin Transformation – die Verbindung von Nachhaltigkeit und digitaler Agenda, um Organisationen zukunftsfähig zu machen."
Für Olfe und sein Team ist Nachhaltigkeit von Hotels ein Buchungsfaktor für die Geschäftsreisen der TUI-IT. Das gilt auch für die Kunden von DER Business Solutions, berichtet Jochen Rathei. "Wieviel CO2 verursacht eine Reise", ist für ihn eine der wichtigen Fragen, die er beantworten muss. Dabei stellt sich in der Praxis das Problem der Datenermittlung und Bewertung von Hotels. Zertifizierungen sollen dabei eine Hilfe sein. Doch ist es bei der Vielzahl der am Markt anzutreffenden Umweltzeugnisse schwer, den Überblick zu behalten. Die Forderung nach einer Strukturierung des Marktes wurde von mehreren Teilnehmern der Veranstaltung eingefordert. Bis es so weit ist, müssen Rathei und sein Team mit der unübersichtlichen Vielfalt leben. Derzeit nutzt DER Business Solutions 40 Zertifikate.
Die Balance der Megatrends
Nicht jedes Hotel ist von den einzelnen Megatrends gleichermaßen betroffen. Dies hängt vom Hotelsegment, der Größe des Hauses, dem Wettbewerb und nicht zuletzt von der Unternehmensphilosophie ab. Kai Gehrmann von Steigenberger brachte es auf den Punkt und meinte: "Die größte Herausforderung ist, die richtige Balance zwischen den Megatrends wie Nachhaltigkeit, die neue Welt der Vertriebsmöglichkeiten und KI zu finden, denn diese Mittel sollen den Ertrag optimieren und die Rentabilität deutlich steigern."
Frank Winter