"Nachhaltigkeit ist für mich ein Sport!"
Im Live-Interview mit Hotel vor9 berichtet Uta Janbeck (Foto), wie sie mit ihrem kleinen Hotelbetrieb "Fairhaus" an der Ostsee zur Gewinnerin des Deutschen Nachhaltigkeitspreises in der Kategorie Hotellerie gekürt wurde. Sie gibt anderen Hoteliers Tipps und Hinweise, wie man im eigenen Betrieb das Thema ebenfalls erfolgreich angehen kann.
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"Nachhaltigkeit ist für mich ein Sport", erklärt Janbeck gleich zu Beginn des Live-Interviews mit Wibke Rissling-Erdbrügge, Trainerin von WRE-Trainings und Pascal Brückmann, Chefredakteur von Hotel vor9. Die engagierte Besitzerin des Hotel Fairhaus macht klar, dass Nachhaltigkeit für ihr Team und sie längst ein natürlicher Teil des Hotelalltags geworden ist. Ihre Empfehlung lautet, das Thema Nachhaltigkeit stets mit einer gründlichen Analyse zu beginnen: "Jeder Hotelier sollte ganz zu Anfang einfach einmal den Status Quo erfassen – mit einem Klemmbrett bewaffnet, Verbräuche notieren und prüfen, wie diese optimiert werden können. Dann wird aus dem Gefühl ein valides Ergebnis und man kann sich auf den Weg machen, die Verbrauchswerte zu reduzieren", erläutert sie.
Von der Datengrundlage zur Strategie
Auf Basis der gesammelten Daten rät Janbeck, eine individuelle Strategie für das Hotel zu entwickeln, die sich auf mehrere, überschaubare Bereiche fokussiert. Hilfreich sei es auch, Best-Practice-Beispiele von Kollegen einzuholen und geeignete Workshops zu besuchen. Ein wichtiger Hinweis aus ihrer Erfahrung lautet auch: "Nicht unbedingt den Handwerkern blind vertrauen. Diese sind oft an einen Hersteller gebunden und geben mitunter einseitige Empfehlungen." Von teuren Siegeln und Audits externe Anbieter hält sie persönlich wenig. Grundsätzlich sollte man als Hotelier das Thema Nachhaltigkeit schrittweise vorantreiben, ohne sich zu verzetteln, und den Spaß am Prozess nicht verlieren. "Gas geben und Spaß entwickeln", lautete Janbecks Motto.
Team einbinden und für den Wandel begeistern
Die Einbindung des eigenen Teams ist darüber hinaus für Uta Janbeck entscheidend, um die Nachhaltigkeit im eigenen Hotel erfolgreich zu optimieren. "Die Mitarbeiter sollen selbst Verbesserungsvorschläge machen. Sie kennen die Abläufe und helfen dann, die möglicherweise eingefahrenen Strukturen aufzubrechen", betonte sie. Zudem biete ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Hotel in der heutigen Zeit durchaus einen entscheidenden Vorteil bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter.
Ohne Kommunikation mit den Gästen geht es nicht
Ein weiterer wichtiger Punkt: Auch die Gäste müssen die Nachhaltigkeitsmaßnahmen verstehen und unterstützen. Im Fairhaus serviert man etwa seit langer Zeit das Frühstück am Tisch in kleinen Portionen, um Abfälle zu vermeiden. Dies erfordere eine gute Kommunikation mit den Gästen, um Verständnis und Akzeptanz zu gewinnen. "Wir erklären offensiv, dass wir lieber nachlegen, als etwas wegzuschmeißen. Inzwischen honorieren das die Gäste, da hat sich das Bewusstsein geändert", so Janbeck.
Wichtig sei auch, das Thema gänzlich ohne erhobenen Zeigefinger zu betrachten. "Wir erreichen ganz viel über spielerische Aspekte und Humor", erklärt Janbeck. So hat sie in allen Duschen Zeitmesser eingebaut, die ermitteln, wie lange das Wasser läuft. "Wir laden dann die Gäste ein, an einer Dusch-Challenge teilzunehmen, freiwillig natürlich. Viele machen mit und haben plötzlich ein tolles Erfolgserlebnis, wenn sie nur zwei Minuten unter der Dusche verbringen."
Finanzieller und betriebswirtschaftlicher Nutzen
Neben der ideellen Bedeutung bringen die vielen Bemühungen inzwischen einen zählbaren betriebswirtschaftlichen Nutzen: "Wir verbrauchen 83 Prozent weniger Müll und gerade einmal 68 Liter Wasser pro Übernachtung und Gast. Diese Einsparungen kommen unserem Betriebsergebnis zugute." Die finale Frage im Webinar lautete schließlich, ob Janbeck nicht nach 18 Jahren bereits alles erreicht und alle Möglichkeiten ausgeschöpft habe. Doch sie verneint: "Nachhaltigkeit ist ein ständiger Prozess, der nie zu Ende ist."
Pascal Brückmann