Barrierefrei-Zertifikat „Reisen für Alle“ wird modifiziert
Das Zertifizierungssystem "Reisen für Alle", über das sich auch Hotels als barrierefrei auszeichnen lassen können, soll ab Anfang 2024 einen neuen Träger und eine neue Struktur erhalten. Das finanzierende Wirtschaftsministerium hält es in aktueller Form für zu ineffizient. Auch die inhaltliche Ausgestaltung kann auf dem Prüfstand stehen.
Das Zertifizierungssystem "Reisen für Alle" wird ab kommendem Januar unter eine neue, bislang aber noch nicht bekannte Trägerschaft gestellt und soll modifiziert werden. Über dieses Zertifikat und entsprechende Audits können sich Hotels, Restaurants oder andere touristische Leistungsträger für ihre Barrierefreiheit zertifizieren lassen und damit auch gezielt Zielgruppen wie Menschen mit Behinderung ansprechen.
Bisheriger Träger ist das Deutsche Seminar für Tourismus (DSFT), das seit der Projektgründung im Jahr 2011 durch das Wirtschaftsministerium Geld für das Zertifizierungsprogramm erhält. Damit aber ist ab kommendem Jahr Schluss. "Mit den Jahren hat sich herausgestellt, dass das Zertifizierungssystem in seiner jetzigen Ausgestaltung eine zu geringe Verbreitung findet und nicht ausreichend wirtschaftlich ist", sagt Ministeriumssprecher Stephan Gabriel Haufe.
So habe eine Evaluation im Jahr 2018 zwar "ein erhebliches Marktvolumen" für die Auszeichnung ergeben, doch die nach einer Bestandsaufnahme gerade einmal 2.700 zertifizierten Angebote sind dem Ministerium zu wenig. Mehr noch: "Die Evaluation attestiert dem System eine zu hohe Komplexität und zu geringe Effizienz", so Haufe weiter. Eine organisatorische Neuausrichtung soll das Zertifizierungssystem "handhabbar und wirtschaftlicher" machen.
Das DSFT als bisheriger Träger wird laut letztjährigem Beschluss von Wirtschaftsminister Robert Habeck im Jahr 2023 letztmalig eine Zuwendung erhalten, damit das Zertifizierungssystem organisatorisch neu aufgestellt und im Anschluss an einen neuen Träger übergeben wird. Welcher das sein wird, ist aktuell noch offen. Ziel sei es laut Haufe, "das Zertifizierungssystem an eine Koordinierungsstelle in Länderverantwortung zu übergeben, die in der Lage ist, eine nahtlose Übernahme und eine künftige effiziente Steuerung des Systems zu gewährleisten."
Die inhaltliche Ausgestaltung von "Reisen für Alle" bleibt erst einmal durch die organisatorische Neugestaltung unangetastet. Sobald die Neugestaltung abgeschlossen ist, solle es aber auch hierzu Gespräche geben.
Sven Schneider