Wie der Riu-Chef auf All-Inclusive blickt
1995 reiste Luis Riu (Foto), CEO von Riu Hotels & Resorts, nach Jamaika, um das Konzept kennenzulernen und es für sein Unternehmen auszuloten. Heute würde er kein Ferien-Resort mehr ohne eröffnen – außer bei Fünf-Sterne-Anlagen in Spanien. In seinem Blog erzählt er, warum.
1996 eröffnete Riu mit dem Hotel Riu Merengue das erste AI-Hotel in der Dominikanischen Republik – es war nach seinen Angaben das erste seiner Art auf der Insel. Mittlerweile bieten laut dem Riu-Chef fast 80 Prozent der Riu Hotels diese Verpflegungsart an.
In dem Blog blickt CEO Luis Riu auf die Entwicklung von All-Inclusive zurück. Die Einführung des Angebots war für das spanische Familienunternehmen der Türöffner zu einer starken Expansion. Heute würde der CEO kein Urlaubshotel ohne All-Inclusive-Service eröffnen – ausgenommen Fünf-Sterne-Hotels in Spanien. Das System sei Teil des Angebots und Geschäfts mit einem hohen Grad an Spezialisierung, so Riu. Es nicht anzubieten, "wäre ein Rückschritt".
Pionierland Dominikanische Republik
Erstmals wurde der Service in den 1990ern in der Dominikanischen Republik eingeführt. Die karibische Insel war wie geschaffen dafür, weil es dort kein ergänzendes Angebot gab: Bars und Restaurants außerhalb des Hotels waren nicht vorhanden. Die Situation war anders als auf den Balearen oder Mallorca, wo es auch außerhalb der Hotels Bars, Clubs und Restaurants gab.
Doch zu Beginn habe das neue Konzept auch Risiken geborgen, schreibt Riu. Die Integration sei ein Lernprozess gewesen. Zwar sei schnell klar gewesen, "dass die Zahlen funktionieren". Eine größere Herausforderung sei der Nachweis gewesen, dass All-Inclusive der lokalen Wirtschaften nicht schade. Vor allem in Cancún in Mexiko sei die Branche gegen die Einführung von All-Inclusive gewesen. 2003 sei das Riu Cancún das erste Hotel seiner Art in der gesamten Hotelzone gewesen, sehr zum Ärger der Taxifahrer und der Anbieter zusätzlicher Services. Heute seien es nur noch wenige Hotels, die All-Inclusive nicht anbieten.
Auch AI-Gäste unternehmen Ausflüge
Auch in Spanien seien aufgrund der Angst, die Gäste könnten das Hotel nicht mehr verlassen, keine Ausflüge mehr unternehmen oder kein Geld mehr am Reiseziel ausgeben, öffentliche Debatten geführt worden, erinnert sich Riu. Doch die Realität sehe anders aus. "Natürlich gibt es diejenigen, die auf ihre Ausgaben achten und mit Extras sehr vorsichtig sein müssen", weiß er. Aber die meisten Menschen hätten das Gefühl, dass das, wofür sie bereits gezahlt haben, "den Zähler zurücksetzt und sie mehr konsumieren können". Das sei "sehr menschlich".
Wenn alles schon abgedeckt sei, neige man bei Ausflügen eher dazu, sich etwas zu leisten, schreibt Riu. "Alle unsere Gäste in allen unseren Hotels unternehmen häufig etwas außerhalb des Hotels", unterstreicht der Unternehmer. Sie machten Ausflüge, besuchten Bars, Restaurants und Clubs. Sie gingen spazieren, an den Strand und besuchten kulturelle Sehenswürdigkeiten. Diejenigen, die das Hotel nie verlassen, seien in der Minderheit.
Christian Schmicke