Welche Chancen bieten Bleisure Travel und Workation?
Reisen und Arbeiten sind bei Corinna Döpkens (Foto) seit jeher eng verknüpft. Die Expertin für Business Travel & Mobility Management hat als Flugbegleiterin gearbeitet und ihre Diplomarbeit in Tourismuswirtschaft zum Teil in Flughafen-Hotels geschrieben. Heute berät sie Unternehmen zu Bleisure Travel und Workation. Für Hotels hat sie ein paar Empfehlungen parat.
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Döpkens weiß, wovon sie spricht, denn sie arbeitet oft remote und ist dabei rund um den Globus unterwegs. Eine ihrer Lieblings-Locations ist Kapstadt, wo sie arbeiten, Kontakt zu Freunden haben und alles, was die Gegend bietet, gut miteinander verbinden und genießen kann. Doch es muss nicht die weite Welt sein. Auch in Freiburg oder auf Rügen hat sie schon ihr Quartier aufgeschlagen.
Bleisure und Workation – gibt es einen Markt?
Corinna Döpkens stellt immer wieder fest, dass es in der Praxis oft eine Begriffsverwirrung zwischen Bleisure Travel und Workation gibt. Bei Bleisure Travel ist der Kern eine Dienstreise, bei der zuvor oder im Anschluss der Aufenthalt verlängert wird, manchmal auch mit Familie. Workation hingegen beschreibt Arbeiten im Hotel oder einem Apartment "an einem schönen Ort". Belastbare Zahlen zu Bleisure und Workation sind dünn gesät. Laut einer ganz frischen Studie von Neumann Consult für die IU Internationale Hochschule ist Bleisure Travel eins der am schnellsten wachsenden Reisesegmente. Demnach wird Bleisure von gut 80 Prozent aller deutschen Geschäftsreisenden betrieben. Und mehr als ein Drittel aller ausländischen Geschäftsreisenden verlängern ihren Business-Trip nach Deutschland um einen privaten Aufenthalt. Die Studienautoren berichten, dass nur 23 Prozent der im Rahmen der Untersuchung befragten Hotels spezifische Bleisure-Travel-Leistungen im Programm haben.
Workation ist eine Option für viele, aber nicht für jeden
Fast jeder, der im Homeoffice arbeitet, könne grundsätzlich auch Workation machen. Aber das sei nicht jedermanns Sache, berichtet Döpkens. Manchen falle es schwer, in einer Urlaubsregion im Hotel zu arbeiten, während andere gleichzeitig die Vorzüge und Angebote der Gegend genießen. Bevor es losgeht, sollten in Absprache mit dem Arbeitgeber versicherungs- und steuerrechtliche Punkte geklärt werden, erläutert Döpkens. Das ausgewählte Hotel müsse Bedingungen bieten, die ein gutes Arbeiten ermöglichen. Das umfasse als Mindeststandard ein sehr gutes W-Lan, einen guten Arbeitsplatz mit Schreibtisch und Sitzgelegenheit und ein schnelles und unkompliziertes F&B-Angebot. Vorteilhaft seien Co-Working-Spaces oder Lounges, wo es die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Remote-Workern gibt, erklärt Döpkens.
Welche Regionen eignen sich für Workation?
Die beliebtesten Regionen für Workation-Aufenthalte sind aktuell Destinationen rund um das Mittelmeer. Aber auch die Flucht aus Hitzeregionen in den Norden beobachtet Döpkens. Geeignet seien grundsätzlich alle Urlaubsregionen. Hierzulande sei das Workation-Angebot noch überschaubar. "Workation im eigenen Land muss erst noch zum Thema gemacht und beworben werden", sagt die Expertin. Die Hotels wüssten oft nicht, wen sie ansprechen sollen, wer ihre Zielgruppe ist, sagt Döpkens. Derzeit seien es die Reisenden und nicht die Unternehmen. Döpkens wünscht, dass sich die Unternehmen mehr engagieren, wenn ihre Mitarbeiter aus der Ferne arbeiten, denn eine qualitativ gute Arbeit sei auch in deren Interesse. Nicht zufrieden ist Döpkens mit dem derzeitigen Workation-Angebot von großen Reiseveranstaltern und Ferienhausanbietern. Das Thema werde zwar auf der Homepage gut beschrieben, bei der konkreten Hotelauswahl sei dann so gut wie jedes Hotel für Workation geeignet. Workation-Interessierten empfiehlt die Expertin auf jeden Fall eine Schnupper-Workation, um herauszufinden, ob dieses Arbeitsmodell für sie geeignet sei.
Bleisure-Travel braucht die passenden Angebote
Jedes Hotel, das Geschäftsreisende beherbergt, könne Bleisure-Leistungen anbieten, sagt Döpkens. Doch was ist damit gemeint? Keine Lösung sei es, alles zu offerieren, was die Region anbietet. Die Hotels sollten besser Packages schnüren, die in der relativ kurzen Verlängerungszeit der Geschäftsreise in Anspruch genommen werden können. "Was kann man konkret in zwei Tagen machen?", fragt die Expertin. Sie rät beispielsweise zu einem Bundle, das aus jeweils drei Kultur-, Natur- und Action-Angeboten besteht. Wichtig sei, dass der Bleisure-Gast nicht mehr groß recherchieren müsse, sondern alles mundgerecht serviert bekomme. Zielgruppe der Hotels für Bleisure-Angebote seien in erster Linie die Arbeitgeber der Geschäftsreisenden, so Döpkens. Die Kontakte zu ihnen hätten ja die Business- und Tagungshotels. Und darüber ließe sich ein Verlängerungs-Package platzieren. Die Unternehmen hätten zudem die Möglichkeit, ihren Mitarbeitern mit einer finanziellen Unterstützung ein Goodie zukommen zu lassen. Corinna Döpkens erzählt, dass es durchaus auch Praxis sei, für die Verlängerung des Aufenthaltes das Hotel zu wechseln, weil das Business-Hotel hierfür nicht so gut geeignet sei oder kein Angebot unterbreitet wurde.
Corinna Döpkens ist berufsbedingt fast überall unterwegs und immer über ihre Homepage zu erreichen.
Frank Winter