Touristik und Gastgewerbe drängen auf Reformen
Das Gastgewerbe sieht sich mit steigenden Kosten, Arbeitskräftemangel und einer geringen politischen Wahrnehmung konfrontiert. Marcel Klinge (Foto), Vorstandschef der "Denkfabrik Zukunft der Gastwelt" (DZG) fordert im Reise vor9 Podcast unter anderem niedrigere Energiekosten, eine erleichterte Zuwanderung von Arbeitskräften und eine eigene staatliche Förderbank für die Branche.

DZG
Marcel Klinge fordert Kostenentlastungen und eine eigene Förderbank für die Branche
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Viele Unternehmen der Touristik, Gastronomie und Hotellerie stehen durch steigende Energiepreise, gestiegene Lebensmittelkosten und die Lkw-Maut unter Druck. "Viele Betriebe im Mittelstand arbeiten am Limit und können kaum noch Gewinne erwirtschaften", sagt Klinge. Die Branche fordert daher eine Rückführung der Stromsteuer und der Netzentgelte auf das europäische Mindestniveau. Zudem bleibe die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Speisen ein zentrales Anliegen, so Klinge. Er betont, dass bezahlbares Essen auch eine sozialpolitische Frage sei: "Familien mit niedrigerem Einkommen können sich den Restaurantbesuch immer seltener leisten."
Arbeitskräftemangel spitzt sich zu
Der Personalmangel sei eines der größten Probleme der Branche, weiß der DZG-Chef. "Wir sind ein People-Business und können ohne Menschen nicht funktionieren", so Klinge. Um dem Mangel entgegenzuwirken, fordert die Denkfabrik eine gezielte Anwerbung von Arbeitskräften aus dem Ausland. Dabei müssten Visa-Verfahren beschleunigt und die Sprachhürden gesenkt werden. "Wir könnten auch Englisch sprechende Kräfte integrieren, wenn wir die Prozesse einfacher gestalten", erklärt Klinge.
Gleichzeitig müsse das Potenzial im Inland besser genutzt werden. "Es gibt 2,8 Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss in Deutschland. Hier sollten gezielte Schulungen und Anreize geschaffen werden, um sie für das Gastgewerbe zu gewinnen." Auch eine bessere Kinderbetreuung könnte helfen, mehr Frauen für eine Rückkehr in den Arbeitsmarkt zu motivieren.
Forderung nach einer Gastgewerbe-Förderbank
Ein weiteres Anliegen ist die Einführung einer eigenen Förderbank für die Branche, angelehnt an das österreichische Modell. "Viele Banken verstehen die Strukturen und Herausforderungen von Gastronomie und Hotellerie nicht. Eine spezialisierte Förderbank könnte zinsgünstige Kredite vergeben und so dringend benötigte Investitionen ermöglichen", so Klinge. Die Bank könnte an die KfW angegliedert werden und mit branchenspezifischem Know-how arbeiten.
Mehr politische Wahrnehmung gefordert
Ein weiteres Problem sei die fehlende politische Verankerung der Branche. "Wir haben derzeit 12 Ministerien, die sich irgendwie zuständig fühlen. Aber es fehlt eine zentrale Anlaufstelle", erklärt Klinge. Die Denkfabrik fordert daher die Ansiedlung eines Koordinators für das Gastgewerbe direkt im Kanzleramt.
Trotz der Herausforderungen betont Klinge die Bedeutung der Branche: "Wir sind mit 6,2 Millionen Beschäftigten der zweitgrößte Arbeitgeber in Deutschland und sorgen dafür, dass Menschen zusammenkommen, diskutieren und eine gute Zeit haben. Es wird Zeit, dass unsere gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung auch politisch anerkannt wird."
Christian Schmicke
Den kompletten Reise vor9-Podcast hören Sie hier:
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