So wurde aus dem Holiday Inn das First Inn Hotel Zwickau
Anett Strobel (Foto) ist Prokuristin und General Manager des First Inn Hotel Zwickau. Vor einigen Jahren ging das Haus noch als Holiday Inn an den Markt. Sich von IHG zu lösen und auf eigenen Beinen zu stehen, war eine große Aufgabe, die Know-how und Mut erfordert. Wie Strobel das gemeistert hat und welche Fallen lauern, erklärt sie im Gespräch mit Hotel vor9.
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Das First Inn Hotel Zwickau war bis 2017 als Holiday Inn ein fester Bestandteil der IHG-Gruppe. Nach dem Auslaufen des 20-jährigen Franchisevertrags entschied sich die Leitung des Hauses unter General Managerin Anett Strobel, neue Wege zu gehen. "Es lag auf der Hand, dass ein weiterer Vertrag an diesem Standort keinen Sinn ergibt. Wir sahen größere Chancen darin, auf eigenen Beinen zu stehen", erklärt Strobel.
Standort Zwickau als Herausforderung
Der Standort Zwickau stellte für die Entscheidung eine besondere Herausforderung dar. Mit einer begrenzten touristischen Nachfrage und einer starken Abhängigkeit von der Automobilindustrie, insbesondere von Volkswagen und dessen Zulieferern, ist der wirtschaftliche Spielraum festgeschrieben. Dennoch entschied sich das Team für den mutigen Schritt, das Hotel als eigene Marke neu zu positionieren.
Die Neupositionierung als Schlüssel zum Erfolg
Die Trennung von einem Franchisegeber erfordert umfangreiche Vorbereitungen. Für Strobel und ihr Team begann dieser Prozess anderthalb Jahre vor dem Vertragsende. "Man muss frühzeitig klären, wie der eigene Markenauftritt aussehen soll, welche Software man benötigt und wie die technische Infrastruktur aufgestellt sein muss", betont Strobel. Mit umfangreicher Planung und zahlreichen Berechnungen analysierte das Team die wirtschaftlichen Folgen des Ausstiegs. Ein zentraler Aspekt war die Frage, wie sich der Wegfall des IHG-Treueprogramms auf die Buchungen auswirken würde. Dieser Punkt wurde im Rahmen einer Bachelorarbeit durch eine Studentin beleuchtet.
Alles fokussiert sich auf den Tag X
Mit dem Tag der Bekanntgabe gegenüber dem Franchisegeber, dass der Vertrag nicht verlängert wird, gibt es über die Systeme keine Buchungen mehr für Termine nach der Trennung, erklärt Strobel. Das ist ein ganz wichtiger Punkt und deswegen sollte diese Information so spät wie möglich kommuniziert werden. Auch über Booking läuft ab diesem Zeitpunkt nichts mehr, so die Prokuristin. Umso wichtiger ist es, dass für den Tag X alles bereit ist und alle Systeme laufen, so dass der Übergang in die Eigenständigkeit so weich wie möglich verlaufen kann. Anett Strobel, die sich selbst als technikaffin beschreibt, setzt dabei auf moderne Softwarelösungen wie die Oracle-Cloud und investierte in eine neue Website mit einer deutlich emotionaleren Ansprache als zuvor.
Flexibilität als Schlüssel zum Erfolg
Die Neuausrichtung brachte dem Hotel nicht nur finanzielle Vorteile, sondern auch eine neue unternehmerische Freiheit. "Wir mussten niemanden mehr fragen, wenn wir etwas ändern wollten", berichtet Strobel. "Ich will mir nicht vorschreiben lassen, dass ich die Tomatensuppe auf der Karte brauche", erklärt sie mit einem Lachen. Kurzum: Das Korsett durch den IHG-Vertrag war ihr manchmal zu eng, nicht nur bei der Suppe, sondern auch, wenn etwa alle Duschstangen im Hotel durch gebogene Exemplare ersetzt werden mussten. Die neue Flexibilität zeigt sich im First Inn vom Frühstücksangebot bis zur Gestaltung der Hotelräume. Strobel hat ein Faible für Kunst und so sind die individuell gestalteten Kunsttische und Original-Graffitis im Haus Highlights, die dem Hotel eine persönliche Note verleihen.
Was bleibt unterm Strich?
Während der Umstellungsphase fiel die Auslastung kurzzeitig um 15 Prozent, doch schon im darauffolgenden Monat wurde das Niveau des Vorjahresmonats erreicht. Ein Jahr später konnte das Hotel den durchschnittlichen Zimmerpreis um fünf Euro steigern. Insgesamt stieg die Rentabilität deutlich an, vor allem durch den höheren Umsatz, niedrigere Kosten, etwa durch den Wegfall der Franchisegebühren und flexible Kostenstrukturen.
Erfolg durch Mut und Planung
Rückblickend ist Strobel stolz auf die Entscheidung. "Für uns hat sich der Schritt in jeder Hinsicht gelohnt. Unsere Erwartungen wurden übertroffen." Das First Inn Hotel Zwickau hat sich erfolgreich als Vier-Sterne-Superior-Hotel am Markt etabliert und zählt weiterhin die Automobilindustrie zu seinen wichtigsten Kunden. Strobel sieht den Ausstieg aus dem Franchisevertrag auch als persönliche Weiterentwicklung: "An diesem Prozess bin ich riesig gewachsen. Es war nicht immer einfach, aber wir haben bewiesen, dass es möglich ist." Ihre Empfehlung an andere Hoteliers lautet, frühzeitig – etwa eineinhalb Jahre zuvor – eine Exit-Strategie zu entwickeln, gründlich abzuwägen und sich auf neue Herausforderungen einzulassen.
Frank Winter