Nachfolge: "Den letzten Streit hatten wir vor 20 Jahren"

Das Hotel Schneider am Maar liegt am Vulkansee Schalkenmehrener Maar, hat 42 Betten, vier Ferienwohnungen, fünf Schäferwagen, einen Campingplatz und betreibt noch eine kleine Landwirtschaft.

Die drei Brüder konnten über ihre berufliche Zukunft frei entscheiden

Seit 2005 führt Marita Schild-Mölder den Betrieb, vor kurzem stand die Übergabe an die sechste Generation an. "Es stand meinen Brüdern und mir frei, ob wir in den Hotelbetrieb einsteigen", sagt Christopher Mölder. Mit 28 Jahren ist er der älteste der drei Brüder. Für die beiden Jüngeren war der Weg von der Ausbildung in die Nachfolge nicht weit. Cedric ist 25 Jahre alt und gelernter Koch, Konditor und Patissier und hat Erfahrungen in der Sterneküche gesammelt. Der 23-jährige Aaron ist gelernter Hotelfachmann und Fachberater für deutschen Wein. Nur Christopher hat als Industriekaufmann einen "fachfremden" Beruf erlernt. Nach der Ausbildung wollte er eigentlich im Ausland Erfahrungen sammeln, doch durch Corona wurden die Pläne durchkreuzt und so wurde er quasi zum "Quereinsteiger" in den Familienbetrieb. "Die Entscheidung, in den Hotelbetrieb einzusteigen, ist relativ kurzfristig vor eineinhalb Jahren gefallen."

Schutz des Eigentums als Kriterium für die Rechtsform

Mit dem Einstieg der drei Söhne änderte sich auch die Rechtsform des Unternehmens. Zum Schutz des Familieneigentums, an dem noch mehrere Existenzen hängen, wurde aus Haftungsgründen die GmbH gewählt. An ihr sind die Brüder zu je 30 Prozent beteiligt, Mutter Marita hält die restlichen zehn Prozent. Fachkundigen Rat für den Übergang holte man sich beim Steuerberater des Betriebes ein. "Der Vollzug war keine große Sache, weil wir Brüder das Hotel de facto schon eineinhalb Jahre geführt haben", erzählt Christopher.

Klare Aufgabenverteilung, klare Entscheidungen

Christopher ist im Unternehmen für die Verwaltung verantwortlich und übernimmt auch die Rezeption. Darüber hinaus bietet er als zertifizierter Wanderführer geführte Wanderungen für die Gäste an. Cedric ist der Mann für die Kulinarik im Betrieb und um das Restaurant, den Service und die Dienstpläne kümmert sich Aaron. Marita ist mit ihrer großen Erfahrung nach wie vor eine gute Ratgeberin, erklärt Christopher. Sie will sich langsam zurückziehen und kümmert sich derzeit noch um die Dekoration im Hotel und in den Außenanlagen. Zusätzlich hilft sie noch im Büro aus. In ihrem Verantwortungsbereich treffen die drei Brüder die Entscheidungen allein. Größere Entscheidungen treffen sie gemeinsam.

"Ein superglücklicher Fall"

Basis für das Funktionieren der Drei-Brüder-Lösung sei, dass sie sich sehr gut verstehen, sagt Christopher Mölder. Die Frage, ob er Tipps zur Nachfolge für andere familiengeführte Hotels habe, beantwortet er trocken mit "nein". Er nimmt die Situation in seiner Familie als etwas Besonderes und "superglücklichen Fall" wahr. Da mag etwas dran sein, denn "den letzten Streit hatten wir vor 20 Jahren", sagt Christopher.

Frank Winter