Hometogo will mit Übernahmen und neuen Services wachsen
Hometogo, der weltweite Marktplatz für Ferienhäuser, stellt sein Geschäft immer breiter auf und investiert zunehmend in neue Bereiche. Zuletzt in Form der Mehrheitsbeteiligung an den beiden führenden Kurzurlaubsportalen in Deutschland. Gleichzeitig baut CEO Patrick Andrae (Foto) den B2B-Geschäftsbereich stark aus, wie er im Gespräch mit Hotel vor9 berichtet.
Von Berlin aus verwaltet Hometogo auf seiner Plattform das nach eigenen Angaben weltgrößte Inventar an Ferienwohnungen und Ferienhäusern. Von den insgesamt 15 Millionen Angeboten sind nur ein geringer Prozentsatz klassische Hotels. "Gerade in den Städten, wo Hotels und Ferienwohnungen vom Charakter her ähnlicher sind, steuern wir auch zusätzlich Hotelangebote aus, damit wir am Ende in jedem Fall den Kunden zu Abschluss bewegt bekommen", erklärt Patrick Andrae die Philosophie.
Das Kerngeschäft ist und bleibt aber die Vermittlung von Ferienwohnungen und Ferienhäusern. "Bezüglich des Außenumsatzes, der durch Hometogo vermittelt wird oder durch das Hometogo Pro System läuft, dürften wir hier weltweit auf Platz drei oder vier liegen", schätzt Andrae, der den Online-Marktplatz gemeinsam mit Wolfgang Heigl im Jahr 2014 als Metasuchmaschine gegründet hatte. Heute betreibt das Unternehmen Webseiten in 25 Ländern in Europa, Amerika sowie der Asien-Pazifik-Region. Zu bekannten Partnern im Marktplatz zählen dabei neben den großen Ferienhausanbietern wie Novasol oder Interhome auch Booking, Fewo-direkt oder Tripadvisor.
Der Innenumsatz lag 2023 bei beachtlichen 162 Millionen Euro, beim bereinigten EBITDA wurde der Break-even mit 1,8 Millionen Euro erreicht. Im Jahr 2024 soll es nun steil nach oben gehen. Geplant wird mit einer Steigerung der Umsatzerlöse von über 35 Prozent, das bereinigte EBITDA soll um mehr als 400 Prozent auf dann 10 Millionen Euro klettern. Aus Sicht der Aktionäre – Hometogo ist seit September 2021 an der Börse gelistet – eine dringend notwendige Entwicklung. Schließlich liegt der Wert der Aktie derzeit rund 75 Prozent unter dem einstigen Ausgabepreis.
Mehr als eine reine Vermittlungsplattform
Dabei ist das Unternehmen inzwischen weit mehr als eine reine Vermittlungsplattform. Im vergangenen Jahr wurde mit Hometogo Pro ein eigenes B2B-Geschäftssegment aufgebaut, welches den Anbietern von Ferienhäusern unter anderem eigene Software-as-a-Service Lösungen anbietet, aber zum Beispiel auch TUI.com mit einem Ferienhausportal versorgt und zudem eine Ferienhaus-Lösung für die stationären TUI Reisebüros zur Verfügung stellt. "In diesem Jahr werden wir die Umsätze aus dem Hometogo Pro Segment erstmals gesondert ausweisen. Die Subscription Software & Service Solutions machten bereits 2023 den beachtlichen Anteil von 30 Prozent des gesamten Innenumsatzes aus", schätzt Andrae. Der Schritt gilt als folgerichtig, schließlich kann das Unternehmen hier von sehr starken Netzwerkeffekten profitieren, zudem gilt der Geschäftsbereich als sehr renditestark.
Doch auch an anderer Stelle wurde in die Verlängerung der Wertschöpfung investiert. Zu Hometogo gehören schon länger eine Vielzahl an Fewo-Marken wie Agriturismo.it, Casamundo, Case Vacanza.it, Tripping.com oder Wimdu. Und erst Ende 2023 gab Hometogo überraschend bekannt, dass man für 31 Millionen Euro die Mehrheit an den beiden auf Kurzurlaub spezialisierten deutschen Reiseveranstaltern Kurz Mal Weg und Kurzurlaub.de übernehmen werde.
"Für uns ist das ein sehr interessanter Case" resümiert der CEO. "Der Fewo-Urlaub findet normalerweise ein bis zweimal im Jahr statt, doch die Urlaubszeiten dazwischen können wir bislang nicht so gut abdecken. Hier kommen nun die neuen Kurzurlaubsportale ins Spiel. Für uns macht das absolut Sinn, weil wir ja auf der Plattform schon sehr viele Nutzer erreichen, die dafür infrage kommen." Und auch umgekehrt sei nun ein Cross-Selling von den Urlaubsportalen Richtung Fewo möglich.
Bis auf Weiteres werde man an der Eigenständigkeit der beiden Marken festhalten und auch die beiden Firmenstandorte fortführen, berichtet Andrae. Beide Firmen werden künftig in einer gemeinsamen Holding geführt. "Wir haben großes Vertrauen in die Management-Teams, sie werden sicher gemeinsam sinnvolle Möglichkeiten der Harmonisierung identifizieren." Da es sich bei den Akquisitionen um profitable Unternehmen handeln würde, könne man nun ohne extremen Druck das Geschäft erfolgreich weiterentwickeln. Entsprechend würde man auch für künftige Übernahmen weiterhin primär nach bereits profitablen Unternehmen Ausschau halten.
Pascal Brückmann