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10. April 2020 | 07:00 Uhr
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Deutscher Hotelinvestmentmarkt knapp unter Rekordniveau

In den ersten drei Monaten 2020 wechselten Hotelimmobilien im Wert von einer Milliarde Euro den Besitzer. Damit lag das Marktgeschehen laut Colliers-Manager René Schappner (Foto) 70 Prozent über dem Vorjahresquartal und nur knapp unter dem bisherigen Rekordwert aus 2017. Insgesamt dominieren deutsche Investoren den Hotelinvestmentmarkt hierzulande.

colliers schappner rene GF hotel Foto Colliers International

"Die aktuelle Situation kann zu einer Entspannung des Marktes führen, möglicherweise ergeben sich hier neue interessante Investmentmöglichkeiten", erklärt René Schappner von Colliers.

"Der deutsche Hotelinvestmentmarkt hat einen sehr starken Jahresauftakt hingelegt", sagt René Schappner, Head of Hotel bei Colliers International. Angesichts der Corona-Pandemie und der unmittelbaren, drastischen Auswirkungen auf den Hotelmarkt sei dieses Ergebnis auf den ersten Blick überraschend. Ausschlaggebend waren laut Colliers-Marktanalyse neben Unternehmensübernahmen vor allem Portfolien, die wieder verstärkt gehandelt wurden. "Zudem wurden bereits weit fortgeschrittene Prozesse auch während der Corona-Pandemie abgeschlossen", so Schappner.

Luxemburger Immo-Unternehmen Aroundtown mit großen Portfolio-Deals

Der sich abzeichnende Trend zu vermehrten Portfoliotransaktionen hat demnach angehalten. Nach jahrelangen Rückgängen betrug der Anteil von Paketverkäufen am Transaktionsvolumen 2018 zum Tiefpunkt nur noch 16 Prozent. Im ersten Quartal 2020 kletterte dieser Wert auf 59 Prozent, über 600 Millionen Euro wurden investiert.

Den größten Anteil davon konnte die Übernahme des TLG-Portfolios im Zuge der Fusion mit Aroundtown verbuchen. Damit wechselten auch mehrere Hotels in Ostdeutschland den Besitzer, deren Wert im mittleren dreistelligen Millionenbereich liegt. Aroundtown war auch beim zweiten großen Portfolio-Deal involviert. Das Unternehmen verkaufte für einen dreistelligen Millionenbetrag vier Business-Hotels an den französischen Investor Primonial, der damit in Deutschland erstmals Hotels erworben hat und hierzulande bislang überwiegend im Bereich Pflegeimmobilien tätig war.

Niu Yen in Hamburg größter Einzelverkauf

Im Gegensatz zu den Paketverkäufen gestaltete sich das Marktgeschehen bei Einzeltransaktionen ruhiger. Insbesondere großvolumige Einzelobjekte waren in Kontrast zu den Vorjahren rar gesät. Mit etwas über 50 Millionen Euro war das Niu Yen in Hamburg die größte Einzeltransaktion in den ersten drei Monaten. Die Bayerische Versorgungskammer (BVK) sicherte sich das 347-Zimmer-Haus als Forward-Deal.

Deutsche Investoren dominieren den Hotelinvestmentmarkt

Die BVK kaufte ebenfalls als Forward-Deal das Hampton by Hilton in Kiel. Damit unterstrich die Versorgungskammer das weiterhin starke Engagement nationaler Investoren auf dem deutschen Hotelmarkt. Die Käuferseite wurde mit satten 75 Prozent des Transaktionsvolumens von inländischen Käufen dominiert. Sie kauften für fast 800 Millionen Euro Hotelimmobilien, sodass nur jeder vierte Euro auf internationale Einkäufer entfiel. Ausländisches Kapital kam in den ersten drei Monaten mit überwiegender Mehrheit aus Frankreich, gefolgt von den USA.

Auf Verkäuferseite ist die aktuell marktbeherrschende Stellung deutscher Investoren noch ausgeprägter. Inländische Verkäufer trennten sich von Hotelimmobilien im Wert von fast einer Milliarde Euro, der Anteil summierte sich auf 94 Prozent. Internationale Investoren verkauften lediglich kleinere Einzelobjekte.

Hälfte des Transaktionsvolumens in Top-7-Standorten registriert

Das Transaktionsvolumen verteilt sich sehr gleichmäßig auf Standorte inner- und außerhalb der Top 7. Die sieben großen Investmentzentren konnten Deals in Höhe von über 530 Millionen Euro verzeichnen. Der erzielte Anteil von 51 Prozent liegt unter dem fünfjährigen Schnitt von 67 Prozent. Stattdessen waren insbesondere B- und C-Standorte erneut stark nachgefragt, sodass eine halbe Milliarde Euro außerhalb der Top 7 investiert wurde.

3- und 4-Sterne-Hotels weiterhin oben auf den Einkaufslisten

Die in den letzten Quartalen stärkere Fokussierung auf Drei- und Vier-Sterne-Hotels hielt auch zu Jahresbeginn an. Die zahlreich gehandelten Business-Hotels trieben den Anteil von Vier-Sterne-Häusern auf 61 Prozent. Drei-Sterne-Hotels summierten sich mit etwas über 300 Millionen Euro auf einen Marktanteil von 30 Prozent. Boarding Houses standen mit rund 70 Millionen Euro und sieben Prozent an dritter Stelle. 5-Sterne-Luxusherbergen wurden dieses Jahr noch nicht gehandelt. Auch das Budget-Segment von Ein- und Zwei-Sterne-Häusern legte eine Verschnaufpause ein.

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