Reisende aus Überseemärkten werden vorsichtiger
Ein aktueller Bericht der European Travel Commission (ETC), in der die Fremdenverkehrsämter von 35 europäischen Staaten organisiert sind, attestiert Reisenden aus den wichtigsten Überseemärkten eine stärkere Zurückhaltung bei Europa-Reisen als noch im Vorjahr. Hauptgrund sei die Sorge vor hohen Kosten.

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Reisende aus Übersee verändern ihre Präferenzen
Aus dem Bericht geht hervor, dass 63 Prozent der Befragten in den wichtigsten Überseemärkten – Australien, Brasilien, China, Japan, Kanada, Südkorea und den USA – in diesem Jahr eine Fernreise unternehmen wollen. Davon planen 44 Prozent eine Reise nach Europa. Das unterstreiche die starke Position Europas trotz der aktuellen Herausforderungen, so die ETC. Allerdings sei ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen, als 49 Prozent der Befragten nach Europa reisen wollten.
In Märkten wie Südkorea, den USA, Brasilien und Australien sei die Reiselust Richtung Europa schwächer geworden, so die ETC. Im Gegensatz dazu zeigen chinesische Reisende wachsendes Interesse: 61 Prozent der Befragten planten, Europa in den nächsten zwölf Monaten zu besuchen. Neben dem Thema Kosten hätten die Reisenden auch das Interesse an anderen Regionen in Übersee oder die begrenzte Urlaubszeit als Faktoren genannt, die ihre Pläne beeinflussten.
Unterschiedliche Wahrnehmung von Sicherheit
Sicherheit ist laut der Organisation nach wie vor der wichtigste Faktor bei der Wahl eines Reiseziels, gefolgt von Wahrzeichen und einer gut ausgebauten Infrastruktur. Reisende aus verschiedenen Märkten neigten dazu, Sicherheit unterschiedlich zu definieren, so eine Erkenntnis der Auswertung. Während die politische Stabilität für Reisende aus bestimmten Märkten wie Japan (57%), Australien (44%) und Kanada (42%) Priorität habe, sei die sichtbare Sicherheit in anderen Märkten wichtiger, insbesondere in Südkorea (55%), Brasilien (51%) und China (42%).
Mehr Ziele auf einer Reise
Trotz der Herausforderungen in Bezug auf die Kosten zeigen die Reisenden aus Überseemärkten laut ETC eine wachsende Vorliebe für Mehrzielreisen. Der Bericht zeigt, dass 94 Prozent der Befragten, die in den ersten vier Monaten des Jahres 2025 eine Reise nach Europa planen, mehr als ein Land erkunden wollen. Im Durchschnitt wollen Fernreisende demnach 3,4 Länder besuchen, wobei die Südkoreaner mit durchschnittlich 5,2 Ländern pro Reise den Trend anführen. Der Trend nehme in allen wichtigen Märkten zu, insbesondere bei den australischen Reisenden. Die Verschiebung unterstreicht nach Angaben der ETC die Notwendigkeit, den Reisenden nahtlose und nachhaltige Verkehrsmittel zur Verfügung zu stellen.
Der Bericht hebt außerdem die sich verändernden Ausgabengewohnheiten hervor. In den ersten vier Monaten des Jahres 2025 planen 42 Prozent der Befragten, zwischen 100 und 200 Euro pro Tag auszugeben, was einem Anstieg von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspreche. Der Anteil der Reisenden, die mehr als 200 Euro pro Tag ausgeben wollten, sei dagegen um 13 Prozent auf 30 Prozent gesunken.
Nahrungsmittel und Getränke sind laut für die meisten Reisenden die wichtigste Ausgabenkategorie (67%). Die Prioritäten der einzelnen Märkte seien jedoch unterschiedlich: Für chinesische Reisende stehe der Einkauf an erster Stelle ihres Budgets (67%), während für US-Reisende die Unterkunft an zweiter Stelle stehe (55%), deutlich mehr als in anderen Märkten (24%). Dies verdeutliche die unterschiedlichen Ausgabenpräferenzen in den wichtigsten Märkten.
Christian Schmicke