Ferienhausverband wehrt sich gegen Kritik
Der Deutsche Ferienhausverband (DFV) tritt dem Vorwurf entgegen, dass seine Klientel in großen Städten Wohnraumengpässe verschärfe und in touristischen Regionen für Leerstand sorge. Den positiven ökonomischen Effekten werde zu wenig Bedeutung beigemessen, sagt der Vorsitzende Göran Holst (Foto).
In Städten wie Berlin oder Hamburg mache der Anteil der Ferienimmobilien jeweils weniger als ein Prozent der Wohnimmobilien aus, sagt der DFV-Vorsitzende, der im Hauptberuf Chef des Hamburger Unternehmens Travanto Travel ist. Damit könne von einem nennenswerten Effekt auf das Wohnraumangebot oder auf die Mietpreise keine Rede sein. In Hamburg schätzt der DFV die Zahl der privat vermieteten Ferienimmobilien auf etwa 1.500, in Berlin auf rund 6.000.
Auch in touristisch stark frequentierten Regionen, etwa an den Küsten oder im Gebirge, seien die zur Vermietung stehenden Ferienimmobilien nicht das Problem, sagt Holst. "Die teuerste Straße Deutschlands befindet sich nicht in München, sondern auf Sylt", erklärt er. Die Eigentümer der reetgedeckten Villen dort verspürten keine wirtschaftliche Notwendigkeit, ihre Immobilien an andere zu vermieten. Das führe zu einem hohen Anteil an Leerstand, weil die Ferienhausbesitzer nur gelegentlich auf die Insel jetteten.
Im Schnitt ein Drittel des Jahres belegt
Bei vermieteten Ferienunterkünften, seien es Häuser oder Wohnungen, liege die Auslastung dagegen im Schnitt bei rund einem Drittel der Tage des Jahres, hat die aktuelle Studie des DFV ermittelt. Je nach Region seien die auslastungsstärksten Monate der Juli und der August mit 38 und 39 Prozent; nachfrageschwach seien mit einer Auslastung von 15 beziehungsweise 28 Prozent die Monate Januar und Februar. "Vermietete Ferienwohnungen und -häuser bringen Leben in ländliche Regionen und stärken durch den Konsum der Gäste die örtliche Wirtschaft", unterstreicht der DFV-Vorsitzende.
Von den Ausgaben der Mieter von Ferienimmobilien, die pro Kopf und Tag bei knapp 93 Euro liegen, entfalle nur ein Viertel auf die Unterkunft, argumentiert der DFV weiter. Der restliche Betrag fließe in de lokale Wirtschaft, also in Restaurantbesuche, Einkäufe und sonstige Aktivitäten am Urlaubsort. Zwar werde ein Teil dieser Ausgaben lediglich vom eigentlichen Wohnort auf den Urlaubsort verlagert, aber viele der ländlichen touristischen Regionen könnten diese wirtschaftlichen Impulse „sehr gut gebrauchen“, sagt Michelle Schwefel, Geschäftsstellenleiterin des DFV. Laut Verband generieren Ferienhausgäste pro Jahr rund 19 Milliarden Euro Umsatz, von denen zwölf Milliarden in die jeweilige lokale Wirtschaft fließen.
"Regulierung mit Augenmaß"
Gegen eine Regulierung des Ferienwohnungsmarktes, wie sie sowohl von Teilen der Hotellerie als auch im politischen Raum immer wieder gefordert wird, habe der Ferienhausverband grundsätzlich nichts einzuwenden, erklärt Holst. Aber dabei müsse mit Augenmaß gehandelt werden. Die politischen Akteure vor Ort sollten genau hinsehen, welche Art von Ferienimmobilien tatsächlich zu Verwerfungen im jeweiligen lokalen Umfeld führten. Die aktuelle Studie des DFV solle für Transparenz sorgen, um die Bedeutung der positiven ökonomischen Effekte des deutschen Ferienhausmarkts auf die Tourismuswirtschaft und die Regionen angemessen zu beurteilen.
Christian Schmicke