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13. September 2024 | 21:50 Uhr
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Airbnb wirbt für mehr Fakten bei Debatte um Overtourism

Die globale Unterkunftsplattform Airbnb steht mächtig unter Druck. Ein sinkender Aktienkurs und die zunehmende Verbannung der Angebote aus den Innenstädten drücken auf die Stimmung. Kathrin Anselm (Foto), General Manager DACH, berichtet im Gespräch mit Hotel vor9 über den Umgang des Unternehmens mit der Situation.

Kathrin Anselm Airbnb General Manager DACH

Kathrin Anselm verantwortet von Berlin aus die Airbnb-Geschäfte für die DACH-Region sowie Zentral- und Osteuropa

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Anselm verantwortet von Berlin aus die Airbnb-Geschäfte für die DACH-Region sowie Zentral- und Osteuropa. Die Marktentwicklung in Deutschland sei in diesem Jahr positiv und würde in etwa analog zur Entwicklung in der deutschen Hotellerie bzw. der für Pauschalreisen für Auslandsreisen erfolgen. 

Anselm zeigt sich durchaus zufrieden: "In Deutschland besteht großes Interesse an Inlandsreisen mit Zielen wie der Nordsee, Ostsee, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern. Diese Regionen profitieren besonders von der aktuellen Entwicklung und zeigen stabile Buchungszahlen. Die Mehrzahl der Gäste auf Airbnb zieht es aber ins Ausland. Hier sind die Metropolen und die Regionen in Südeuropa stark gefragt." Ein besonderes Merkmal der Airbnb-Klientel sei, dass sie sehr entdeckungsfreudig ist. 

Immer mehr Städte schränken die Kurzzeitvermietung ein

Auf der Plattform sind derzeit immerhin 60.000 Reiseziele verfügbar, insgesamt acht Millionen Unterkünfte stehen zur Buchung bereit. Deutlich abgenommen hat das Angebot dagegen in New York, seitdem die örtlichen Behörden mit Einführung des Local Law 18 ein De-Facto-Verbot gegen die kommerzielle Vermietung des privaten Wohnraums verhängt haben. Von den einstmals 40.000 Airbnb-Unterkünften sind fast alle Wohnungen von der Plattform verschwunden, wie New York aktuell berichtet. "Die einzigen Profiteure sind die Hotels in New York. Die Preise dort sind drastisch angestiegen. Privatpersonen wird dagegen die Möglichkeit genommen, sich etwas dazu zu verdienen", kritisiert Anselm die Regelung.

Ungemach droht der mächtigen Vermietungsplattform auch in Europa. So hat Barcelona bereits beschlossen, dass ab 2027 keine Vermietungslizenzen mehr ausgestellt werden. Reise vor9 hatte ausführlich berichtet. Und in Budapest stimmen die Bürger der Stadt bald in einem Referendum darüber ab, ob im 6. Bezirk von Budapest, einem der beliebtesten Partyviertel der ungarischen Hauptstadt, möglicherweise ein weitreichendes Verbot von Airbnb-Unterkünften eingeführt werden soll.

Kritik von TUI-Chef Sebastian Ebel an Airbnb

"Wir stehen in engem Dialog mit den Städten und Behörden und sind sehr daran interessiert, faire Lösungen zu finden, die sowohl den städtischen Bedürfnissen als auch denen der Gastgeber auf Airbnb gerecht werden", äußert sich Anselm zu der Problematik. "In dem Moment, in dem es nachweisbar ist, dass wir dem Markt tatsächlich Wohnraum entziehen, setzen wir uns für eine Regulierung ein. Bereits in 80 Prozent der Top-200-Destinationen auf Airbnb ist das heute schon der Fall. Wir unterstützen Regulierungen und haben spezielle Produktlösungen für die Plattform zu diesem Zweck entwickelt, die in Deutschland beispielsweise in Berlin, Hamburg und NRW zum Einsatz kommen", versichert die Airbnb-Managerin.

Der Versuch von Unternehmen aus der Touristikwirtschaft, Airbnb als Synonym und Verursacher des Overtourismus abzustempeln, sei durchschaubar und sachlich falsch. Erst kürzlich hatte TUI-CEO Sebastian Ebel Airbnb öffentlich für die Vernichtung des Wohnraums auf den Kanaren und die Unzufriedenheit der Bevölkerung verantwortlich gemacht.

"Ja, Wohnraumschutz ist enorm wichtig, aber hochkomplex"

Zur politischen Debatte um Overtourism und die Kritik an Airbnb äußert sich Anselm wie folgt: "Unser Kurzzeitgeschäft in Barcelona ist zwischen 2020 und 2024 geschrumpft, trotzdem sind die Mieten dort weiter gestiegen. Der dortige Ansatz der Regulierung ist nicht verhältnismäßig und steht nicht im Einklang mit EU-Regeln. Ja, Wohnraumschutz ist enorm wichtig, aber hochkomplex. Und Overtourism ist ein größeres Phänomen, da ist die gesamte Industrie gefordert. Wir sollten jetzt von den Meinungen zu den Fakten zurückkehren und die Kräfte bündeln, um der Verantwortung gerecht zu werden."

Dennoch bläst Airbnb weiter Gegenwind entgegen. Der Aktienkurs hat sich seit dem Börsengang von 122 Euro auf heute 105 Euro pro Aktie verringert, und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Wäre es da nicht vielleicht eine Idee, die starke Marke in Form einer eigenen Hotelkette zu monetarisieren? Schließlich sind die Zeiten von "Luftmatratze und Frühstück", so der ursprüngliche Begriff von Airbnb, ohnehin längst Geschichte. Doch von dieser Idee hält Anselm nichts. "Nein, dazu wird es nicht kommen. Unsere DNA bleibt auch in Zukunft das Homesharing und die Vermietung von besonderen Privatunterkünften."

Pascal Brückmann

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